Berliner Elefanten im arabischen Porzellanladen

Offensichtlich ist die Noch-Kanzlerin Dr. Merkel durch die Schwampelpalaver so eingespannt, daß sie sich um die Betreuung ihres Außenministers Gabriel nicht mehr kümmern kann. Dem sind nämlich die diplomatischen Gäule durchgegangen.

Der libanesische Ministerpräsident Hariri war nach Riad in Saudi-Arabien gereist und hatte dort seinen Rücktritt vom Amt erklärt. Es kamen darauf in der deutschen Boulevardpresse Gerüchte auf, Hariri sei in Riad festgesetzt worden.

Gabriel hatte am Donnerstag angesichts dieser unseriösen und kaum belastbaren Spekulationen über Hariri gefordert, «daß gemeinsam aus Europa das Signal kommen muß, dass wir das Abenteurertum, was sich in den letzten Monaten dort breit gemacht hat, nicht mehr bereit sind, einfach sprachlos hinzunehmen». Nach der humanitären Krise durch den Krieg im Jemen und dem Konflikt mit dem Golfemirat Katar sei mit der Art und Weise, «wie mit dem Libanon umgegangen wird», nun die Spitze erreicht.

Der saudiarabische Außenminister Al-Dschubair wies die Vorwürfe gegen Riad zurück: „Der zurückgetretene libanesische Premierminister lebt auf eigenen Wunsch in Saudi-Arabien. Er ist der Einzige, der über seine Rückkehr in den Libanon entscheidet.“ Anderslautende Gerüchte seien unbegründet.

Saudi-Arabien hat seinen Botschafter aus dem als unsolide und schwatzhaft wahrgenommenen Berlin abgezogen. Während im Auswärtigen Amt Politik zum Fenster heraus gemacht wird, um ideologisch verstrahlte und sensationslüsternde Journalisten zu befriedigen, hat Franzosenpräsident Macron etwas Ordnung in die libanesischen Verhältnisse gebracht. Hariri wurde in Paris mit viel Pomp empfangen und ist auf dem Weg nach Beirut. Offensichtlich mit französischer Rückendeckung.

Die Berliner Spekulationen standen von Anfang an auf fragwürdigen und wackligen Beinchen. Denn Saad Hariri ist Sunnit und hat eher mit Teheran und der vom Iran gepamperten schiitischen Hisbollah Probleme, als mit den sunnitischen Golfmonarchien. Freilich bleiben in der Bewertung morgenländischen Diplomatie manchmal Fragezeichen stehen, weil sie zuweilen zum Ausnutzen kurzzeitig sich bietender Gelegenheiten neigt. Aber gerade das ist ein Grund diplomatische Zurückhaltung zu üben, bis sich der Sandsturm bei den Wüstensöhnen gelegt hat und freie Sicht herrscht.

Berlin hat wie schon beim Türkeideal eine peinliche Unprofessionalität im Umgang mit nahöstlichen Verhältnissen bewiesen. Das wird wieder keine Konsequenzen haben. Weder löste Merkel den Außenminister ab, noch trat sie als letztlich Verantwortliche zurück. Immer, wenn die Berliner Kamele den nahöstlichen Porzellanladen betreten, gibts Scherben…