Im Facebook wäre Goethe gesperrt worden

Gut daß es 1795 in Weimar noch kein Facebook, keine Gemeinschaftsstandards, keine Groko und kein Netzwerksdurchsetzungsgesetz gab. Weil das folgende Goethe-Gedicht nach heutigen Unmaßstäben eine Haßrede ist.

Da hatt ich einen Kerl zu Gast,
Er war mir eben nicht zur Last;
ich hatt just mein gewöhnlich Essen,
Hat sich der Kerl pumpsatt gefressen,
Zum Nachtisch, was ich gespeichert hatt.
Und kaum ist mir der Kerl so satt,
Tut ihn der Teufel zum Nachbar führen,
Über mein Essen zu räsonieren:
„Die Supp hätt können gewürzter sein,
Der Braten brauner, firner der Wein.“
Der Tausendsackerment!
Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.

Man sieht, daß das Verhältnis der Weimarer zur Lügenpresse schon damals gespannt war. Goethes und Schillers Xenien waren ein einziger Verstoß gegen die damalige PC. Schiller beschrieb diese Spottgedichte in einem Brief an seinen Freund Körner als „eine angenehme und zum Teil genialische Impudenz (deutsch: Unverschämtheit) und Gottlosigkeit, eine nichts verschonende Satire“.

Die beiden Dichterfürsten hätten sich dafür 2019 mehrmals hintereinander eine vierwöchige Sperre gefangen. Eine Merkel-Kettensperre. Frei nach Wolf Biermann gereimt:

Schiller hat Glück, er lebt nicht mehr
Denn wenn er heut am Leben wär
Dann schriebe er nicht lange mehr
Und wärn die Verse auch Sahne.
Sie zöge ihn aus dem Verkehr
Im Facebook die Kahane.

Wir schreiben 2019. Ein Kölner Bänkelsänger wurde während einer Karnevalssitzung wegen einem abgestandenen Doppelnamenwitz von einer als Narr verkleideten DisziplinarkommissarIn rund gemacht. Die Zensur schneidet das aus der Fernsehübertragung raus. Gewöhnlicher Merkelfaschismus. Die Alte muß in die Biotonne.

Schönen Gruß an den Verfassungsschutz und die Maasi. Den Eintrag werde ich auch auf VK einstellen, da kann Anetta nicht löschen. Geh doch auch zu VK, trau Dich.