Es wird doch nicht jeder Arbeitsplatz gerettet

Engegen den vollmundigen Ankündigungen von Dick A. und Doof S. haben die Abgaskrise, die Kohlendioxidkrise, die Stickstoffkrise, Kórona und die damit im Zusammenhang stehende Zulieferkrise doch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Im April ist die Zahl der Arbeitslosen um 415.000 im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 2,64 Mio gestiegen. Das Stellenangebot ist um 169.000 auf 626.000 Stellen gefallen. Die Unterbeschäftigung ist um 184.000 auf 3,47 Mio. gestiegen. In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne des Sozialgesetzbuches (SGB) gelten, weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsförderung oder kurzfristig erkrankt sind. Im Prinzip ist die Arbeitslosigkeit also um 599.000 Betroffene auf 6,11 Mio gestiegen. Wir verzeichnen also gerade einen Negativrekord.

Die Zahl der Kurzarbeiter und der Umfang der Kurzarbeit läßt sich nicht zeitnah ermitteln. Daran ist nicht das Arbeitsamt schuld, auch nicht die beiden Minister, sondern es ist einfach so, daß man erst nach der Abrechnung weiß, was los ist bzw. war.

Was man so beiläufig mitbekommt: Es gibt eine massive Fehlqualifizierung, die jetzt in der Krise offengelegt wird und zum Himmel stinkt: Zu wenige landwirtschaftliche Hilfskräfte, zu wenig eingeborene Fachkräfte in der Fleischverarbeitung, zu wenig Kraftfahrer stehen zu vielen Werbedesignern, Künstlern, Sozialklempnern und Politikwissenschaftlern gegenüber. Die Phase des billigen Geldes hat die Ausbildungs- und Beschäftigungsstruktur deformiert. Zu viele schwachbrüstige Firmen und Institutionen, deren Output von der verehrten Kundschaft doch nicht so händeringend gesucht wurde, konnten lange Zeit überleben, während in den heiß begehrten Niederungen der Realwirtschaft die fleißigen Rumänen und Polen ausputzen mußten. Das sind die Folgen von Ideologie: sozialistische Fördergelder für Utopia einerseits, billige Ausputzer unter der trügerischen balliberalen Flagge von Freizügigkeit andererseits. Und nun haben wir den Salat. Freiheit funktioniert anders herum: der Kunde bestimmt, was produziert wird, er muß aber auch den Preis zahlen, den der nationale Rechtsrahmen erfordert. Mindestlohn für alle oder garnicht.

Ich war selbst mal als Ausländer in Deutschland beschränkt steuerpflichtig. Da hat man gegenüber Deutschen erhebliche Nachteile, insbesondere wenn man die Sprache nicht kann und beim Finanzamt keine Freibeträge zum Beispiel für Heimfahrten eintragen lassen kann. Für mich war damals vor allem die Bezahlung der Unterkunft das Problem. Sie stand in keinem sagbaren Verhältnis zum Lohn. Und so ist das heute nach dreißig Jahren immer noch. Da hilft auch keine Mietpreisbremse. Wenn man mal ins rumänische oder polnische Facebook geht, weiß man ungefähr was los ist. Was die Jungs so posten, kann ich aus der eigenen Erinerung bestätigen. Die Fremdarbeiter haben viel Verständnis für ihre Arbeitgeber, aber das Fazit ist fast immer: Nach Abzug des Aufwands lohnt es sich nicht mehr so wie früher. Nu merită. Nie warto.

Meine Freundin hat mir damals jede Woche einen großen Kastenkuchen fürs Frühstück gebacken und zum Mittag (Mo-Fr) hat sie mir ein Brot und fünf Knackwürste eingepackt. War nicht besonders abwechslungsreich, aber zweckmäßig. Außerdem hatte ich einen Kanister Gemisch zum Nachtanken im Kofferraum. Sonst wäre das Abenteuer überhaupt nicht aufgegangen. Arbeiten in D ist kein Zuckerlecken, weil aus östlicher Perspektive alles so teuer ist. Es gehört die Härte dazu. Der Ersatz der ausländischen Wanderarbeiter durch Deutsche ist insofern aussichtsreich, weil demnächst deutsche Arbeitskräfte alles andere als knapp sein werden und exorbitante Fahrt- und Unterbringungskosten erspart werden können.

Wer mal in Kontakt mit in Deutschland und Österreich arbeitenden Rumänen, Serben, Bulgaren und Roma kommen möchte, und sich über Arbeitsbedingungen auf dem Spargelacker informieren lassen will, kann die Tankstelle „Oldtimer“ in Öd anfahren. Da tanken ganz viele Balkanesen zwischen.  Das Beitragsbild wurde in der erwähnten Tankstelle aufgenommen. Man muß aufpassen, der Alte spuckt alle zwei Minuten wie ein Lama…

 

Grüße an den V-Schutz. Ihr habt Glück, weil ihr Beamte seid