Der große Sprung in der Schüssel

Man sollte den in Orwells Neusprech niedergelegten Koalitionsvertrag – er ist mit einem anderen Wort „Geschwurbel“ – nicht wirklich lesen, weil man davon Pickel bekommt. Ich habe ihn nur überflogen, und dabei den Eindruck gewonnen, daß die Projekte alle Geld kosten. Und daß besser verwaltet und organisiert werden soll – digital. Es muß halt nur was Reales zum Verwalten geben. Da sehe ich die Risiken. Die Substanz der deutschen Wirtschaft wird für die Phantastereien der Großen Transformation geopfert. Das ist keine Prognose, der Fahrzeugbau hat sich seit 2019 bereits halbiert, die Zahl der gewerblichen Beschäftigten sinkt jedes Jahr, während die Zahl der Verwaltenden wächst.

Man merkt eben, daß die herrschende Klasse in Berlin dem Maoismus entsprungen ist, siehe meinen gestrigen Eintrag.

Maos „Großer Sprung“ hatte als geplanze Disruption große Ähnlichkeiten mit dem Koalitionsvertrag. Die chinesische Industrie sollte von zentraler Großindustrie auf örtliche Kleinunternehmen umgebaut werden, so wie heute die Großkraftwerke den Windmühlen und Photovoltaikpaneelen geopfert werden. Die ländlichen Volkskommunen begannen dilettantisch vom Rohstahl über Elektroenergie bis zur Maomütze alles dezentral herzustellen. Damit sollten erklärtermaßen Transporte eingeschränkt werden. Der große Vorsitzende warb dafür, kein Fleich mehr zu essen. Wie sich die Befehle gleichen!

Unter dem Strich litt in China, wie derzeit auch bei uns die Effizienz, bereits 1959 kam es zu ersten Hungerrevolten. Das Ziel des „Großen Sprungs“ war es Großbritannien zu überholen. Dabei wurden die schiere Menge des erzeugten Rohstahls und des Getreides zum Maßstab erhoben, alles andere war wurscht. So wie es heute nur noch um die Menge des CO2 geht. Tunnelblick nennt man das.

Wie heute in den MSM breitete sich in den chinesischen Medien ein grenzenloser Optimismus aus, der sich teilweise bis zum Wahnsinn steigerte. Angetrieben wurde der Höhenflug durch die angestrebte und angekündigte überragende Getreideernte von prognostiziert 525 Mio. Tonnen. Tatsächlich geerntet wurden übrigens sehr unterdurchschnittliche 143 Mio. Tonnen.

Die Wissenschaft war sich wie immer zu 100 % einig, stand Gewehr bei Fuß und untermauerte, daß alles was die Parteizeitungen wollten, zum gigantischen Erfolg führen würde. Der führende sowjetische „Wissenschaftler“ Trofim Lyssenko vertrat die Ansicht, daß von Pflanzen und Tieren einmal erworbene Eigenschaften problemlos vererbt würden. Gene gäbe es nicht. Eine Jagd der Presse auf erfundene Züchtungserfolge setzte ein. Die Propagierung der Theorien von Lyssenko und Mitschurin führten zu Berichten der Lügenpresse über angeblich erfolgreiche Kreuzungen nicht näher miteinander verwandter Pflanzen wie beispielsweise Baumwolle mit Tomaten oder Kürbissen mit Papayas. Xinhua, die Lügenschneiderei der Partei. die in Kleber-Manier politisch Korrektes wie vom Fließband produzierte, berichtete über Pflanzen mit ungewöhnlich großen Früchte oder Ährenständen. So würden Kürbisse nicht mehr 13, sondern 132 Pfund wiegen, Reisähren würden nicht mehr 100, sondern 150 Reiskörner tragen. Völlig enthemmt wurde jeder gewünschte Unsinn zusammengelogen. Genossen erklärten unhinterfragt, sie würden Schweine züchten, die drei Meter lang seien. Das erinnert alles stark an die Berichterstattung zur Energiewende und zur 99%igen Wirksamkeit der Kóronaspritzen.

Die an die Zentralregierung 1958 gemeldeten, meist stark übertriebenen Zahlen ließen für Baumwolle, Reis, Weizen und Erdnüsse hohe Ernten erwarten. So ging die Zentralregierung von einer Ernte von 525 Millionen Tonnen Getreide aus, nachdem 1957 die Ernte noch 195 Millionen Tonnen betragen hatte. Als Nikita Chruschtschow im August 1958 zur Visite in Peking eintrudelte, dozierte Mao über den gigantischen Erfolg des Großen Sprungs nach vorn. Man habe so viel Reis, daß man nicht wisse, was man damit anfangen solle. Gleichzeitig gab es draußen im Land die ersten Plünderungen von Getreidelagern, weil die Mägen knurrten. Peking war damals so ein trudelndes Raumschiff, wie heutzutage Berlin oder Brüssel.

Eine große Medienkampagne wurde mit der Führerin einer Frauenvereinigung gestartet, die aus ihrem Haus auszog, um dessen Mauern als Dünger zu Verfügung zu stellen. Zwei Tage später waren bereits 300 Häuser, fünfzig Rinder- und hunderte von Hühnerställen abgerissen, um als Dünger zu dienen. Bis Ende des Jahres wurden mehr als 50.000 Gebäude pulverisiert. Erinnert uns das nicht an die Stillegung der Kern- und neu gebauter Kohlekraftwerke?

Als gegen Ende der Druck der Propaganda weiter wuchs, wurden, statt Stahl zur Weiterverarbeitung für nützliche Geräte zu produzieren, nützliche Geräte zu unbrauchbarem Schrott eingeschmolzen, während die gleichgeschalteten Journalisten genüßlich in den Planerfüllungsprozenten der Stahlproduktion schwelgten.

Die fatale Hungerkatastrophe von 1959 bis 1961 veranschaulichte auf dramatische Weise, wie die autoritäre und zunehmend radikalere Herrschaft die kommunikative Verbindung zwischen der lokalen chinesischen Wirtschaft und der Pekinger Führung untergrub. Als die Produktionsergebnisse nicht den Planvorgaben entsprachen, wagten die lokalen Kader aus Angst vor den möglichen Konsequenzen nicht, die korrekten Informationen an die Spitze weiterzuleiten.

Als Mao die Provinz Hebei bereiste, zeigten ihm die lokalen Genossen mit choreographisch durchgeplantem Theater potemkinsche Dörfer und ließen sogar Getreide am Straßenrand auftürmen, um den Führer von den Erfolgen bei der Umsetzung des Großen Sprungs zu überzeugen. Es herrschte dieselbe devote Hinternkriecherei wie in den deutschen Großunternehmen, deren Vorstände sich keinen Widerspruch gegen Berlin und Brüssel mehr trauen.

Die faschistoide deutsche Lügenpresse feierte Ende der 50er die Erfolge der großen Transformation in China: 1958 machten sich das Neue Deutschland und die anderen zum Redaktionsnetzwerk gehörenden Presseorgane der Zone daran, einen ersten Weltrekord in Fakenews aufzustellen. Die Berichte zu den vermeintlichen Fortschritten des Großen Sprungs suggerierten, dass die Steigerung der Stahl- und Weizenproduktion Chinas unglaubliche Ausmaße angenommen hätte. Insbesondere der Korrespondent des Neuen Deutschlands in Peking Lutz Zempelburg tat sich als Maos Hoftrompeter hervor.

Im August 1958 schrieb er, dass der Große Sprung dafür gesorgt habe, dass sich die „kapitalistische Bourgeoisie“ einer erfolgreichen „Umerziehungskampagne“ unterziehen mußte. Chinas Kapitalisten, berichtete er, würden fortan von den Fortschritten des Großen Sprungs profitieren können. Kapitalisten in Shanghai und ihre 150 000 Klein- und Mittelbetriebe hätten dazu „Selbstumwandlungpläne“ vorgestellt, durch die ihre kapitalistischen in sozialistische Betriebe umgewandelt wurden.  Die Pläne gab es in der Tat, aber sie wurden nicht von den Unternehmern vorgeschlagen, sondern ihnen aufgezwungen. Im April 1960 berichtete Zempelburg, dass sich Chinas Stahlproduktion 1959 auf 18 Millionen Tonnen belaufen hätte – angeblich mehr Stahl, als Japan im gleichen Jahr produzierte. Außerdem behauptete er, daß China seine Industrieproduktion der letzten drei Jahre um 300 Prozent steigern konnte.

Der chinesische Minister Peng Dehuai war es, der es wagte im August 1959 Kritik am Großen Sprung nach vorne und an Mao Zedong zu äußern. Er prangerte, nachdem er sich persönlich bei einem Besuch in seiner Heimatprovinz Henan 1958 von den ersten Anzeichen der Hungersnot ein Bild gemacht hatte, vor allem die Stahlkampagnen und die Mißachtung von ökonomischen Gesetzmäßigkeiten an. Mao faßte die Kritik Peng Dehuais als persönlichen Angriff auf seine Person auf und die Situation eskalierte in einem erbitterten Machtkampf innerhalb der KPCh. Peng wurde als Rechtsopportunist und Rechtsabweichler gebrandmarkt, der dem Sozialismus kritisch gegenüberstünde. Die Parteiführung stellte sich hinter Mao und enthob Peng Dehuai seiner Ämter. Im Anschluss fand wie unter Dr. Merkel üblich eine Kampagne gegen Rechts und eine parteiinterne Säuberung statt, die nahtlos in die mörderische Kulturrevolution überging.

Was die Schlichtheit der Verlautbarungen von Dr. Merkel, KGE oder Annalena betrifft, so orientiert sich deren inhaltliche Tiefe an den Volksweisheiten der  Maobibel.

Das Ende ist abzusehen: Das Geld wird den Koalitionären ausgehen, sie werden Inflation und Steuern erhöhen, zum Schluß werden sie in die Psychosen einer Kulturrevolution flüchten und ihre Gegner umbringen. Das Ausland, das von Annlena als Spielball betrachtet wird, wird zunehmend saurer werden, weil Deutschland die EU und die NATO nicht mehr wie gewohnt finanzieren kann.  Es wird alles in einem Desaster enden und zum Schluß muß ein deutscher Deng mit Lockerungen auf den Plan treten. Vielleicht der den Grünen Garden entgangene Björn Höcke? Oder Hans-Georg Maaßen? Thilo Sarrazin?

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Der Mann, der den Wind der Veränderung spürt, sollte keinen Windschutz sondern eine Windmühle bauen.“ (aus der Maobibel)