Selber Kochen ist besser, als sich bedienen lassen

Der tscherkessische Landwirtschaftsminister will uns essensmäßig erziehen und durfte in der WELT rumjammern. „Als Kind türkischer Gastarbeitereltern war ich häufiger auf mich allein gestellt, da meine Eltern im Schichtdienst gearbeitet haben. Nach der Schule waren sie noch nicht zu Hause. Die Schule war eine Halbtagsschule, und Mittagessen sollten die Kinder zu Hause einnehmen. (…) Wer kein warmes Essen vorfand, hatte eben Pech. Ich musste also die Mittagszeit, in der mein Magen knurrte, irgendwie überbrücken. Jeden Tag bekam ich abgezähltes Geld, um mir nach der Schule etwas zu essen zu kaufen – Currywurst mit Pommes.“

Ich spare mir mal drauf rumzuhacken, was für ein unflugfähiger Prinz er war. Wenn ich von der Schule kam, mußte ich im Winter erst mal zwei bis drei Öfen anheizen und mußte aufpassen, wann sie zugeschraubt werden müssen. Da gab es noch eine Menge sogenannte Pflichten, im Sommer zum Beispiel Gras mähen (ohne elektrischen oder benzingetriebenen Rasenmäher damals) oder Obst ernten, das ganze Jahr über Schuhe putzen.

In der Nachkriegszeit war es üblich, die Essensreste vom Vortag in die Mahlzeiten zu integrieren. Das war schon deshalb sinnvoll, weil es viele Dinge auf Marken gab. Ich konnte mir vom Vortag oft was warmmachen. Mit acht Jahren konnte ich bereits Makkaroni mit Tomatensoße, für unseren Jüngsten war das übrigens in den 90ern auch das erste Gericht, was er oft und gerne gekocht hat. Bei uns auf dem Dorf gibts halt keine Curry mit Pommes für Geld, und das Geld saß auch nicht ganz so locker, wie bei den reichen Türken im Westen. Auch ein Spiegelei auf Brot, Currywurst, Grießbrei mit Obst, Schokoladenpudding mit Vanilliensoße, Quarkeulchen, Nudelsuppe mit Möhren und Wiener, Hackeklöße mit Bratkartoffeln sind für einen Schüler, der befriediegende Leistungsfähigkeit aufweist, kein Hexenwerk.  Ich habe mir damals Grundkenntnisse in der Küche angeeignet, die das ganze Leben viel Nutzen bringen. Die teure Halbfertigware brauche ich in der Kaufhalle garnicht ansehen.

Mit dem Schulessen gab es nicht so gute Erfahrungen. Die Kartoffeln stanken, wenn der Kübel geöffnet wurde, und wenn es  Graupensuppe gab, mußte man die wegschütten, sonst wäre man von den tonangebenden Rüpeln verwamst worden. Sie war ohnehin eklig, denn da war Porree drin. Aber auf das Schulessen will der Landwirtschaftskasper natürlich hinaus. Wahrscheinlich vegan. Eine Wiederkehr der ungesunden Mangelernährung.

Es ist gar nicht so schlecht, wenn die Kids zu Hause kochen lernen. Es war immer mal im Topf was angesetzt, wenn Pudding gekocht worden war, aber das ist der geringste Schaden. Beim Schulessen lernen die Jungs und Mädchen nur sich bedienen zu lassen. Prinzen- und Prinzessinenerziehung ist für die kommenden rauhen Jahre unzeitgemäß.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: Wenn sie kein Brot mehr haben, sollen sie doch Kuchen essen.“ (Jean-Jacques Rousseau)