Wie Schiller Heinrich den XIII. in die SPD hätte eintreten lassen

Zu Nancy der Ministern, schlich
Heinrich den Dolch im Gewande,
Ihn schlugen die Häscher in Bande.
„Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!“
„Deine GmbH, die mag ich nich.
Das Land von Habeck befreien!“
„Das sollst du am Kreuze bereuen.“

„Ich bin“, spricht jener, „zu sterben bereit,
Und bitte nicht um mein Leben;
Doch willst du Gnade mir geben,
Ich flehe dich an um drei Tage Verzug,
Zum Bezahlen der Krone ist das genug:
Ich lasse den Freund dir als Bürgen –
Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen.“

Da lächelt Nancy mit arger List
Und spricht nach kurzem Bedenken:
„Drei Tage will ich dir schenken.
Doch wisse: wenn sie verstrichen, die Frist,
Eh du zurück mir gegeben bist,
So muß er statt deiner erblassen,
Doch dir ist die Strafe erlassen.“

Und er kommt zum Freunde: „Nancy gebeut,
Daß ich am Kreuz mit dem Leben
Bezahle das frevelnde Streben.
Doch will sie mir gönnen drei Tage Reise,
Daß ich kann vernichten alle Beweise,
So bleib du der Nancy zum Pfande,
Bis ich komme, zu lösen die Bande.“

Und schweigend umarmt ihn der treue Freund,
Und liefert sich aus der Ministern,
Vor Spannung hört man es knistern.
Und eh das dritte mal die Sonne klettert,
Hat Heinrich Feindeslisten geschreddert,
Eilt heim mit sorgender Seele,
Damit er die Frist nicht verfehle.

Da gießt unendlicher Regen herab,
Von den Bergen stürzen die Quellen,
Und die Bäche, die Ströme schwellen.
Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab –
Da reißet die Brücke der Strudel hinab,
Und donnernd sprengen die Wogen
Des Gewölbes krachenden Bogen.

Wachsend erneut sich des Stromes Wut,
Und Welle auf Welle zerrinnet,
Und Stunde an Stunde entrinnet,
Da treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut
Und wirft sich hinein in die brausende Flut,
Und teilt mit gewaltigen Armen
Den Strom, und der Gott hat Erbarmen.

Und gewinnt das Ufer und eilet fort,
Und danket Gott und dem Gottessohn;
Da klebet die letzte Generation
Auf der Straße, das ist nicht prima,
Den Pfad ihm sperrend, und faselt vom Klima.
Und hemmet des Wanderers Eilen
Durch erpressendes Verweilen.

„Was wollt ihr?“ ruft er vor Schrecken bleich
„Ich habe nichts als mein Leben,
Das muß ich Nancy nun geben!“
Und reißet den Ersten vom Boden gleich:
„Um des Freundes willen erbarmet euch!“
Und drei, mit gewaltigen Streichen,
Reißt er ab, die andern entweichen.

Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,
Ihn jagen der Sorge Qualen;
Da schimmern in Abendrots Strahlen
Von ferne die Wohnblöcke von Berlin,
Entgegen kommt ihm sein Reichsbürgerteam.

„Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben!
Den Tod erleidet er eben.
Von Stunde zu Stunde gewartet‘ er
Mit hoffender Seele der Wiederkehr,
Ihm konnte den mutigen Glauben
Der Hohn der Ministern nicht rauben.“

„Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht
Ein Retter willkommen erscheinen,
So soll mich der Tod ihm vereinen.
Des rühme die garstige Nancy sich nicht,
Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht –
Sie schlachte der Opfer zweie
Und glaube an Liebe und Treue.“

Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor
Und sieht das Kreuz schon erhöhet,
Das die Menge gaffend umstehet;
An dem Seile schon zieht man den Freund empor,
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:
„Mich, Henker!“ ruft er, „erwürget!
Da bin ich, für den er gebürget!“

Und Erstaunen ergreift die Berliner umher,
In den Armen liegen sich beide,
Und weinen für Schmerzen und Freude.
Da sieht man kein Auge tränenleer,
Und zu Nancy bringt man die Wundermär,
Die fühlt ein menschliches Rühren,
Läßt schnell zu sich hin sie führen.

Und blicket sie lange verwundert an,
Drauf spricht sie: „Es ist euch gelungen,
Ihr habt das Herz mir bezwungen,
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn –
Ich nehme euch als Genossen an,
Ich hab nichts besseres als ojeh,
Den Mitgliedsantrag der SPD.“

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst:

„Liebe schwärmt auf allen Wegen,
Treue wohnt für sich allein;
Liebe kommt Euch rasch entgegen,
aufgesucht will Treue sein.“

(Geh. Rath v. Goethe, Dez. 1787)