Verärgerung übers Regime – es gibt keine Fahrkarten mehr

Aus den Kreisen des Verkehrswesens erfährt man inzwischen, daß es das 49-€-Ticket nicht als Ticket, nicht als Fahrkarte, nicht als Jegy und auch nicht als Bilett geben wird, sondern nur aus dem Funktelefon.

Heute morgen wurde das in der Kaufhalle drunten im Tal heiß diskutiert: „Die wollen uns nicht mehr“. „Die könn mit ihrem Dreckshändi allehne fohrn“. Eine Politikerin hatte gestern in der 15 Werst entfernten Kreisstadt im kleinen erlauchten Kreis geäußert, daß sie einem Grundschüler kein Telefon mit in die Schule geben würde.

Ansonsten – so die Einschätzung von Fachleuten – wäre das sog. „Ticket“, was keins ist, zu teuer. Viele Omas, die nur gelegentlich mal zum Arzt müßten, würden sich weiter die Einzelfahrkarte kaufen. Andere Leute würden warten bis das Wetter auf Sylt wieder besser ist, und nach dem Trip ins Paradies das Abo wieder kündigen. Der Unterschied zwischen den bisherigen Schülerabonnements und der Berliner Neuerung beträgt nur Pfennige, äh Center. Das entstehende Durcheinander steht dazu in keinem vernünftigen Verhältnis. Viele Aspekte des Verlustausgleichs – gerade bei der Schülerbeförderung – seien noch ungeklärt.

Auch seien Kinder ab sechs Jahre, Hunde und Fahrräder zusätzlich zu löhnen.

Entgegen der Kritik gibt es auch einen positiven Effekt. Wer Zeit hat, und eine gesunde Leber kann mit der neuen Fahrkarte, die wie gesagt keine ist, tatsächlich bis nach Sylt reisen. Nach einem Tag, 14 Stunden und neun Umstiegen, wenn alle Anschlüsse klappen, kommt der Durchschnittspunker schon sturzbesoffen auf der Renommierinsel an. Wenn er jede Stunde ein Bier trinkt, braucht er zwei Kästen. Kostet fast soviel wie die Fahrkarte, die keine ist. Vom Pfand kann er sich in Westerland noch eine Flasche Eili leisten. Einmal Playboy für weniger als 100 €.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: «Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen.» (Geh. Rath v. Goethe über die Fahrt nach Sylt)