Bei der Werteunion ist der Dampf raus

Die SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH mit Standorten in Heidelberg und Berlin ist seit über 40 Jahren Spezialist für psychologische und sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung. Ein zentrales Tool dafür sind die Sinus-Milieus – ein Gesellschaftsmodell, das Menschen nach ihren Lebenswelten in „Gruppen Gleichgesinnter“ zusammenfasst. Schauen wir mal, zu welchem Milieu Maaßen paßt.

Wenn man Hans-Georg Maaßen anschaut, so wirkt er durch seinen steifen Kragen und eine breite Krawatte gepanzert. Kein Haar, welches falsch gekämmt ist, kein Fussel auf dem Anzug. Er hat klare Vorstellungen, die Frage ist nur, ob sie im Detail auch richtig sind. Als Behördenleiter ist er Ordnung gewohnt und daß man seinen Ratschlüssen folgt. Wenn er etwas nicht so gut findet, kann er strafend lächeln, wie ich weiß.

Das konservativ-gehobene Milieu paßt am besten. Da ist man wohlhabend und distinguiert, d.h. sich durch Gewähltheit besonders in Kleidung, Formen des Umgangs von anderen abhebend, unterscheidend; betont vornehm. Es sind aber nach den Erhebungen von Sinus nur 11 % der Bevölkerung. In diesem Beritt konkurriert man natürlich mit Christdemokraten, Liberalen und Freien Wählern, daneben auch noch mit der AfD.

Beim Aschermittwoch der Werteunion in Erfurt sah man aber auch Kleinbürgertum, welches dem traditionellen Milieu der Mittelschicht (10 %, meist ordnungsliebende Rentner) und dem nostalgisch-bürgerlichen Milieu (11 % mit Wunsch nach gesicherten Verhältnissen und einem angemessenen Status, z.B. der typische Handwerker, Facharbeiter oder Kleinunternehmer) zugeordnet wird. Hier konkurriert man zunehmend mit der AfD, aber auch noch mit Christdemokraten und der SPD.

Mit Markus Krall hätte die Partei in den Bereich der Hedonisten und Pragmatiker hineingereicht, immerhin nochmals 20 % der Bevölkerung. Er hätte ehemalige inzwischen verstörte FDP-Wähler abgeräumt. Diese Chance ist verstolpert worden.

An dieser Stelle eine Bemerkung zur Sinus-Modellierung. Mit der krisenhaften Entwicklung der BRD verändert sich die Größe der zehn Sinus-Blasen. Die Modernisierungsberitte werden kleiner, die Beharrungsmilieus größer. Der Raum zum Spintisieren wird enger. Ich merke das an relativ gutgestellten Bekannten, die wegen relativ geringen Einschränkungen (es mag per esempio die wegfalllende vierte Fernreise im Jahr sein) überplanmäßig jammern und aus der Bahne kommen. Freunde aus dem Bürgergeldbereich dagegen sind derweilen mental widerstandsfähiger und besser drauf. Heute wurde ich durch Ureinwohner z.B. aufgefordert Herrn Scholz abzulösen. „Wenn ich nicht drankomme, wirds nüscht“ war mein Kommentar.

Ich denke, daß Maaßen den Focus zu eng gewählt hat, daß er seinen kleinen Zielbereich nicht genug durchdringen kann. Letztlich lebt ja jeder Mensch in seiner Blase und neigt dazu die Größe und Bedeutung dieser ihm bekannten Lebenswelt zu überschätzen, und das Universum anderer Milieus unterzubewerten.

Es ist das alte Dilemma von Spezialisierung und Diversifizierung, hier bezogen auf Wählergruppen, welches Maaßen zum Verhängnis wird. Der Spezialist will eine bestimmte Gruppe zielgenau penetrieren, der Generalist bietet einem breiteren Spektrum ein Sortiment, welches nicht die gleiche Tiefe hat. Die Kunst der Wunschbewirtschaftung ist es, verschiedenen Gruppen das Gefühl zu geben, für sie in einer größeren Wirksamkeit da zu sein, als es eigentlich machbar ist, und das über einen längeren Zeitraum, um ein Image zu generieren. Es ist das Konzept der Volkspartei mit innerparteilichem Ausgleich. Das ist von Maaßen manchmal offensichtlich nicht genügend bedacht worden,

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Die Schwierigkeiten wachsen, je näher man dem Ziele kommt“ (Geh. Rath v. Goethe)