Die Windmühle spaltet das Dorf

„Gier frisst Hirn.“ So beginnt eine wortreiche und emotionale Anklage des Landrats des Weimarer Landes, Hans-Helmut Münchberg, gegen den zunehmenden Windmühlenbau:

„Jetzt tingeln sie wieder durch die Dörfer, sogenannte „Investoren“. Sie laden ausgewählte Grundstücksbesitzer ein und drängen auf Pachtverträge, um auf den Flächen Windräder aufzustellen. Windräder aufstellen ist die Lizenz zum Gelddrucken. Nein sie laden nicht alle Bürger ein, die von diesen Windrädern betroffen sind, denn sie wollen nicht den Dialog mit den Betroffenen. Sie beschwatzen nur die Flächenbesitzer. Für die soll dann auch ein bißchen abfallen. Den Preis bezahlen wir alle mit einer verschandelten Landschaft und nicht wenige von uns wahrscheinlich mit Gesundheitsschäden.“

Der Landrat beklagt die Zerstörung der Landschaft als Kulturgut  und den entstehenden Infraschall. Durch die Verspargelung der Landschaft werde der Tourismus ruiniert und Arbeitsplätze würden vernichtet. Der gesundheitsschädliche Infraschall werde im Moment noch mit einer Vorschrift beurteilt, die nur hörbaren Lärm mißt und für Infraschall ungeeignet ist, beklagt der Landrat.

„Die Landesregierung, von Ideologie beflügelt, drängt darauf, die Abstände zur Wohnbebauung zu verringern. Die Riesenpropeller sollen noch näher an die Ränder der Dörfer und Wohngebiete. Ja, ich habe einen Grünen getroffen, der behauptete, eine Landschaft ohne Windräder sei für ihn eine unvollständige Landschaft.“ So Münchberg im Amtsblatt des Kreises Weimarer Land.

Er schreibt weiter: „Nicht nur Gier frißt Lebensqualität, auch Dummheit und gnadenloser Fortschrittsglaube tun ein Übriges. Ich lebe in einem kleinen Dorf und habe die beglückende Erfahrung gemacht, daß das Wichtigste das Zusammenleben und der Zusammenhalt im Dorf ist. Wie wird es sein, wenn einige Wenige das zweifelhafte Glück haben, daß auf ihren Flächen Windräder stehen können und der Rest des Dorfes zahlt mit Verspargelung und möglicherweise mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen? Sind die Brosamen, die vom Tische der „Investoren“ fallen, den Zerfall des Zusammenhaltes des Dorfes wert? Ich denke , nein. Auch hier wird man erst später bemerken, was man verloren hat, wenn man es nicht mehr besitzt.“

Vor Jahren kämpfte Landrat Münchberg als Don Quichote noch allein gegen die derzeit 558 thüringer Windmühlen. Inzwischen hat es in Thüringen immer mehr Knappen, die als Sancho Panza mitziehen. Gerade hat sich im Holzland die Bürgerinitiative Proholzlandwald gegründet. Die Bürgerinitiative Lebenswertes Hochplateau will die Gegend zwischen Rittersdorf und Milda sauber halten. Und dann gibt es noch die AfD und das Eike-Institut in Jena, die die Sinnhaftigkeit der Windkraft in Frage stellen. Selbst in der CDU will man neuerdings keine neuen Standorte. Aber im bundesweiten Vergleich ist der Gegenwind in Thüringen noch zu schwach.

Landrat Münchberg kann keine Windkraft leiden. Aber ein Perverser sucht ein abgelegenes Grundstück, wo er seine Opfer ungestört quälen kann. Der Makler: „Ich habe da was. Eine alte Halle zwischen zwei Windrädern. Oberhalb auf dem Berg befindet sich noch ein Pumpspeicher und unterhalb im Tal ist eine brummende Trafostation.  Über dem Grundstück summt eine Hochspannungsleitung und auf dem Dach britzelt eine kaputte Photovoltaik. Nachts spukt Claudia Roth. Absoluter Horror…“