Der Afghanistan-Einsatz ist gescheitert

Die erste Auseinandersetzung nach dem Zweiten Weltkrieg, die der Westen verloren hatte, war der Vietnamkrieg. Er wurde sowohl in Asien als auch an der einheimischen Medienfront verloren. Was 1950 in Korea noch leidlich funktionierte, war der Export einer in Japan erprobten gesellschaftlichen Modernisierung in ein letztlich autoritär denkendes asiatisches Land. 1975 war die Uhr für derartige Zivilisationsexporte bereits abgelaufen. Die westlichen Medien, Moskau und Peking stützten den Vietcong, und der Wille der Vietnamesen den individualistischen Way of Life zu erkämpfen, war nicht stark genug. Amerika hatte sich auf kulturell fremdem Territorium übernommen. Es war ein mit ehrenhaften Motiven begonnener Feldzug, aber er war dumm.

Einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt des Kulturimperialismus der damaligen Zeit gewährt die Zigarettenreklame von Peter Stuyvesant. Der Duft der großen weiten Welt.

Der Sprecher des Spots hatte wahrscheinlich noch im Dritten Reich sein Handwerk gelernt, es hörte sich stilistisch etwas nach Wochenschau an. Das sogenannte „Pack“ hatte übrigens schon damals Zweifel an der horizontlosen Hybris der Obrigkeit. Die Replik: „Ich sitze auf dem Brillenrand, und rauche eine Stuyvesant. Der Duft, der hinten abwärts fällt, das ist der Duft der großen weiten Welt“. So höhnte sich despektierlicher Zweifel seinen Weg.

Die weltweite Entkolonialisierung, die damals fast zeitgleich stattfand, war ein einziger Offenbarungseid der französischen, holländischen, belgischen, portugiesischen und britischen Erzieher, Vormünder und paternalistischen Weltverbesserer. Überall streiften archaische Stammesgesellschaften und asiatische Despotien den dünnen europäischen Firnis binnen kurzer Zeit ab und kehrten zu ihren Ursprüngen zurück.

Lediglich die Sowjetunion vermochte es mit roher Gewalt noch bis 1990, ihren Kolonialbesitz aufrechtzuerhalten. Und vergaloppierte sich 1979 bis 1989 in Afghanistan. Die Sowjetrussen lernten am Hindukusch, wie es den Amerikanern am Mekong zehn Jahre vorher ergangen war. Das russische Afghanistan-Abenteuer führte letztlich zur Entkolonialisierung fast ganz Mittelasiens und des Baltikums sowie zum aprupten Ende der osteuropäischen Protektorate.

Die beiden orthodoxen Mächte Rußland und Serbien konnten ihre islamischen und katholischen Untertanen auf Dauer nicht niederhalten, genauso wenig wie es dem hedonistischen Westeuropa gelang die Stammesgesellschaften des Südens und die Despotien Asiens umzukrempeln. Traditionen sind nur mit Völkermord abzustellen. Das werden die Medien- und Kulturschaffenden nie begreifen. Sie hetzen die Völker unter dem Banner des Fortschritts traditionell in blutige und verlustreiche Kulturkämpfe.

Der gerade verstorbene Präsident George Bush Senior hatte etwas aus den Niederlagen in kulturfremden Räumen gelernt und brach den Kuwait-Feldzug nach der Befreiung des Emirats ab, ohne den Irak zu bestrafen.

Aber schon von seinem Sohn und von Barack Obama wurden alle guten Vorsätze in den Wind geschlagen. Die Amerikaner, Franzosen, Engländer und Deutschen destabilisierten den Nahen Osten mit dem Irakkrieg, dem Afghanistankrieg, dem Libyenfeldzug und dem Arabischen Frühling. Ein deutscher Sozialdemokrat, der damalige Bundeskriegsminister Struck, faselte gar von der Verteidigung Deutschlands am Hindukusch. Wolfgang Schäuble stimmte ein: „Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Denn wir brauchen eine realistische, aktualisierte Bedrohungsanalyse.“ Kanzler Schröder entsendete deutsche Soldaten nach Afghanistan, Kanzlerin Dr. Merkel nach Mali.

Was sich dahinter verbarg: Mit dem Einmarsch von Millionen Moslems nach Westeuropa war in einigen Ländern, am sichtbarsten in Frankreich, eine innere Kulturgrenze entstanden. Statt an der inneren Front zu kämpfen, dachten die Regierungen die Konflikte nach außen zu verlagern, eben möglichst weit weg, an den Hindukusch. Das Scheitern dieser Politik har sich in Frankreich, Spanien, Deutschland, im Vereinigten Königreich und Belgien gezeigt. Überall gab es beeindruckende und mutige Kriegshandlungen der Moslems.

In Madrid kamen 192 Leute ums Leben, 2.066 wurden teils schwer verletzt. In New York wurden 2.753 Menschen getötet, 185 im Pentagon, 40 bei einem Flugzeugabsturz bei Shanksville. Etwa 6.000 Leute wurden am 11.September 2001 verwundet. Beim Bataclan-Terror und in dessen Umgebung gab es 130 Tote und 230 Verwundete. Bei einem „Fahrzeugunfall“ in Nizza wurden 86 Leute getötet und 303 verwundet. In Brüssel wurden 33 Tote und über 200 Verletzte gezählt. Auf dem Breitscheidplatz gab es 12 Tote und 55 Verletzte, in Barcelona 13 Tote und 50 Verletzte. Bei zwei Attentaten auf Londoner Brücken wurden elf Leute gemessert oder überfahren, annähernd hundert verletzt, in Manchester wurden nach einem Konzert 23 Tote und 116 Verwundete gezählt. Bei einer weiteren Anschlagsserie in Paris wurden 18 Personen getötet, mindestens genauso viele verletzt. Bei einem U-Bahnanschlag in London gab es 56 Tote und 400 Verletzte. Kleinere Dschihads mit weniger als zehn Toten habe ich jetzt mal ausgelassen.

Das Ausweichen mit den Therapiemaßnahmen nach Übersee ging von der Fehleinschätzung aus, daß man mit der Trockenlegung des Islamsumpfes in Afrika und Asien die europäischen Probleme beruhigen könnte. Das ist jedoch in der Realität der erfolglose Vietnamkrieg 2.0. Die Deutschen betrieben seit 2004 den „Wiederaufbau“ Afghanistans insbesondere in der Provinz Kundus. 2015 wurde die Stadt von Taliban überrannt. Seither sind die Deutschen in Afghanistan in ihren zwei Lagern quasi eingeschlossen. Außer Spesen nichts gewesen. Wenn man die Soldaten in Deutschland bei der Entmesserung der Schulen und Städte einsetzen würde, wäre hundertmal mehr gewonnen.

Präsident Trump zieht gerade die Notbremse und holt seine Truppen zu einem Zeitpunkt, wo es nicht nach einer Niederlage aussieht, aus Syrien und Afghanistan zurück. Sehr geschickt ist das, und er nutzt ein wahrscheinlich kleines Zeitfenster. Die deutsche Lügenpresse regt sich darüber maßlos auf. Dabei wäre der Diktator Assad mit dem Islamischen Staat schon lange fertig, wenn er vom Westen nicht immer wieder ausgebremst worden wäre. Die Ordnung im Osten und Süden können nur einheimische Kräfte herstellen, wenn überhaupt. So sehen es auch meine moslemischen Freunde vor Ort. Europa und Amerika können dabei helfen, indem sie die Grenzen für den Nachschub und die Finanzierung der Moslembrüder dichtmachen. Europa muß eine starke Festung mit hermetisch dichten Grenzen werden.

Europa muß Sicherung nach italienischem und ungarischem Muster betreiben und den Kampf gegen den Terror im Innern führen. Das ist auch eine Frage der Ökonomie. Ein Soldat im Auslandseinsatz kostet das achtfache, als einer in der Ausbildung in Deutschland. Alleine im Jahr 2011 wurden die deutschen Kriegskosten in Asien mit einer Milliarde Euro beziffert. Nach Berechnungen des DIW fallen inzwischen jedes Jahr drei Milliarden Euro an. Insgesamt ist für Auslandseinsätze wohl mehr ausgegeben worden, als für ein ganzes Jahr erneuerbare Energien.

In den deutschen Redaktionsstuben herrscht immer noch der imperialistische Ungeist der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Man träumt von der Machbarkeit der großen Transformation in Asien und Afrika. Kein einziger Gedanke wird an die Macht der Tradition verschwendet, die den deutschen Denkern im Wege steht. Nie ein leiser Selbstzweifel in Hamburg, Berlin und München. Seitdem die Journalisten in Afrika und Asien zündeln ist der Islam immer stärker geworden, und nicht schwächer.

Noch sind alle Grenzen offen wie ein Scheunentor. Kein Mensch verwehrt den Redakteuren ihre selbst bezahlte Abreise nach Somalia, Afghanistan oder Timkuktu, wo sie ihre eigenartigen Belehrungs- und Bekehrungsphantasien selbst in die Tat umsetzen könnten, ohne fremde Leute gesundheitlich und finanziell zu verheizen. Neue Aufgaben für Claas Relotius, Anne Will, Jakob Augstein und das ganze Personal der Öffentlich-rechtlichen. Auf eigene Faust und ohne Steuergeld an die selbst für so wichtig erachtete Südfront.