Nach Preßfreiheit schreit niemand, als wer sie mißbrauchen will

Die französische Millionärswitwe Germaine de Stael-Holstein (1766 bis 1817), bekannt durch ihre Salons und ihre Reisewut, besuchte im Frühjahr 1803 Weimar. Daß weder Goethe noch Schiller Zeitungen lasen, verwunderte sie sehr.

Scharfsinnig wie sie war, ahnte sie bereits damals, woran Dr. Merkel als Bundeskanzler scheitern würde: „Wer sich in Deutschland nicht mit dem Universum befaßt, der hat nichts zu tun“. Klarheit als Prinzip sei den Deutschen fremd.

Die Klimareligion und der Drang Europa, Asien, Amerika und Afrika am deutschen Wesen genesen zu lassen deuteten sich am Anfang des 19. Jahrhunderts offensichtlich bereits an.

Goethe ließ sich in den 20er Jahren doch noch Zeitungen aus Paris zusenden. Er behandelte sie stiefmütterlich:

„Wenn man einige Monate die Zeitungen nicht gelesen hat, und man liest sie alsdann zusammen, so zeigt sich erst, wieviel Zeit man mit diesen Papieren verdirbt. Die Welt war immer in Parteien geteilt, besonders ist sie es jetzt, und während jedes zweifelhaften Zustandes kirrt der Zeitungsschreiber eine oder die andere Partei mehr oder weniger und nährt die innere Neigung und Abneigung von Tag zu Tag, bis zuletzt Entscheidung eintritt und das Geschehene wie eine Gottheit angestaunt wird.“

Wer denkt da nicht an den „Kampf gegen Rechts“, das tägliche Trump- und Brexit-Bashing, Exzesse die von den heutigen Medien mit allen Mitteln vorangetrieben werden? Gestern wurden vom Fernsehen in einer Narrensendung wieder mal Vernichtungsphantasien geträumt. Ab 12:23 im folgenden Video.

Donald Trump, wer wills bestreite
Der größte Schwindler aller Zeite
Sadistisch, grausam, primitiv
Sexistisch und auch aggressiv
(…) Ein ganz gefährlicher Patron
Ne wiederwärtige Person
Und keiner bringt sie zur Räson,
die Kanalratte aus Washington.
(…) Käm Trump zu uns
Verlaßt euch druff
Wir machen alle Deckel uff (Anspielung auf die zugeschweißten Kanaldeckel beim Besuch von Bush in Mainz)
Der müßt durch Meenz fahrn, bitte sehr
Bis er im Loch verschwunne wär
Und wenn du aus dem Schacht dann hörst
Daß er dann ruft „America first“
Dann müßten mir all vor Entzücke
In jedem Haus die Spülung drücke.
Und steht ihms Wasser bis zum Hals
Dann dankt man Mainz und Rheinland-Pfalz.
Und im Kanal die Rattenschar
Die hatt Besuch aus USA.

In der Vergangenheit nannte man diesen Haltungshumor Chauvinismus. Aggressiv übersteigerter Nationalismus verbunden mit Nichtachtung anderer Nationalitäten. Was zur Goethezeit die Zeitung an Selbstüberschätzung und Selbstgerechtigkeit ins Volk trug, transportiert heute zusätzlich das Staatsfernsehen. Für eine Nation, die fast unbewaffnet ist, deren Flugzeuge nicht fliegen, deren Schiffe nicht schwimmen und deren Panzer nicht fahren, finde ich das keck und nicht zu Ende gedacht. Zumal Putin auf den Sitzungen ja auch immer sein Fett wegkriegt. Reichskanzler von Bismarck sagte am 6. Februar 1888 dazu im Reichstag:

„Jedes Land ist auf die Dauer doch für die Fenster, die seine Presse einschlägt, irgend einmal verantwortlich; die Rechnung wird an irgend einem Tage präsentiert in der Verstimmung des anderen Landes.“

1827 notierte Goethe: „Sag mir, warum dich keine Zeitung freut? Ich liebe sie nicht, sie dienen der Zeit.“

Auch damit meinte er den Zeitgeist, den Mainstream, der ihn auch schon anekelte. Als hätte er unsere Lügenpresse mit ihrem Missionierungsgeist gekannt.

Aus Gothes Nachlaß ist auch überliefert: „Nach Preßfreiheit schreit niemand, als wer sie mißbrauchen will.“

Das von der ARD gekaufte Framing-Gutachten der Hochstaplerin Elisabeth Wehling ist eine einzige Heroisierung des zwangsfinanzierten Staatsfernsehens unter der vergewaltigten Parole der Freiheit. Der Mißbrauch grinst aus jeder Moderatorengusche. Das Framing Manual erinnert stark an die Webkunst der Betrüger in „Des Kaisers neue Kleider“.

Es scheint anthropologische Konstanten zu geben, die durch die Jahrhunderte geistern. Ausgewogenheit und Neugier auf das was ist, scheinen noch nie zum Berufsethos der Journaille gehört zu haben. Unsere Medienkaste ist zu ungebildet, um sich im Spiegel der Zeit zu erkennen. Der „Spiegel“, die „Zeit“ & Co. treiben nur billigste Agitation und Propaganda.