Die Morbidität hinter Machtfassaden

Oft sieht es im innern Zirkel der Macht mau aus. Alles ist verfault und dekadent. Die Herrscherschicht ist verunsichert. Solche Zustände der Lähmung hat es in Berlin öfter gegeben. Vor der Invasion Napoleons, während der Lebensreform und 1989. Und aktuell schon wieder. Die äußere Fassade bleibt immer bis zuletzt intakt.

Sieben Wochen nach dem Paneuropäischen Picknick, als das Ende des Stacheldrahtstaates längst besiegelt war,  feierte die SED völlig neben der Uhr den 40. Republiksgeburtstag. Das Staatsfernsehen flimmerte noch unbeirrt, die Lügenpresse vermeldete Siege an allen Fronten. Am 7. Oktober the same procedure like every year. Dem Volk wurden ein letztes Mal die Folterinstrumente gezeigt. Das „Trooping the Colour“ der Preußen.

Ich habe die schwarz-weiß-Version eingestellt, weil die authentisch ist. Einen Raduga – also einen russischen Buntfernseher – hatte damals fast niemand.

In Leipzig war die alte Ordnung bereits am 2. Oktober zusammengebrochen, als etwa 10.000 Demonstranten über den Ring zogen und die Bepo sowie die Kampfgruppen verhöhnten. In Berlin kam es parallel zur Militärparade spontan zu Aufläufen und Demos. Darüber berichteten die Nachrichten natürlich nicht, weil die Medien traditionell nicht das melden was ist, sondern was sie sich wünschen.

Jeder Stiefel war geputzt, jeder Knopf angenäht, jeder Stechschritt hundertmal geprobt. Die Musiker und die Raketenlafetten machten einen Höllenlärm. Alles Schall und Rauch. Zehn Tage nach der Parade wurde Honecker zum Rücktritt gezwungen. Das Regime brach danach wie ein Kartenhaus zusammen. Am 9. November wurden als letzter Akt die Tore der Irrenanstalt geöffnet. Das war der historische Tag der deutschen Einheit.

Das Video habe ich eingestellt, um zu zeigen wie vergänglich Macht ist, wenn sie außenpolitisch unter Druck kommt. Die Sowjetunion hatte kein Interesse mehr am Eisernen Vorhang. Ihre Berliner Statthalter wurden dem Volk zum Fraß vorgeworfen.

Das sture und beratungsresistente Merkelregime wird auch so unrühmlich enden. Außenpolitisch ist es bereits weitgehend isoliert. Der lange erwartete Zusammenbruch ist jetzt nur noch eine Frage von Wochen und Monaten. In beiden Regierungsparteien gärt es. Am Rand der CDU bildet sich neben der Werteunion schon wieder eine neue Initiative: „Dialog jetzt“. Hört sich etwas nach „Demokratie jetzt“ an, einer Gruppe, die sich 1989 bildete. Alles wiederholt sich.

Dr. Merkel sollte schon mal einen Flieger bereitmachen lassen, der es ohne technischen Defekt bis nach Chile schafft.