Im Westen was Neues – Kurzes USA-Update März 2020

Gastbeitrag von Helmut Roewer

Die USA werden derzeit durch zwei Themen beherrscht: Den Crash an der Börse in Wall Street und das Auftreten der Coronavirus-Seuche. Zum ersten Mal seit dem Amtsantritt des US-Präsidenten Donald Trump im Januar 2017 erlebt der US-Amerikaner eine Aufgabenaufteilung zwischen dem Präsidenten und seinem Vize Mike Pence. Während Trump die Wirtschaftsfragen als großer Kommunikator wie gewohnt dominiert, tritt Pence als Matador in Sachen Corona an. Für das plötzliche Erwachen von Pence aus der Starre eines Fotoshooting-Dabeistehers gibt es einen Grund. Der Machttaktiker Trump hat eine Instanz zwischen sich und das Seuchen-Problem geschoben. Sollte die Bekämpfung schiefgehen, gibt es einen Verantwortlichen, und der heißt nicht Trump.

Nun zu den beiden Problemen des Landes: Der bemerkbare Kurssturz an den Börsen beruht auf der Furcht der Anleger vor einem Einbruch der Weltwirtschaft wegen des Seuchengeschehens in China. Deswegen haben Großanleger ihre Anlagenpakete abgestoßen, um … Ja, um was? Man muss zweimal um die Ecke denken, um solches Verhalten nachzuvollziehen. Es gibt wie gewohnt keine rationale Erklärung außer dieser hier: Wenn einer damit anfängt, ziehen die andern nach.

Um dem entgegenzuwirken, sorgt, wie es so schön heißt, die Notenbank Fed für Liquidität. Das heißt zu gut deutsch, sie pumpt Geld in den Geldmarkt. Früher hätte man etwas anschaulicher gesagt: Sie druckt Geld. Heutzutage wird nix mehr gedruckt. Es erscheinen lediglich Zahlen auf den Bildschirmen. Da Geld und das heutige Bildschirmersatzgeld nichts anderes sind als ein Vertrauens-Vorschuss auf die Hoffnung, dass für die Nullen auf dem Bildschirm etwas Adäquates zu kaufen ist, wird man in Kürze sehen, ob das Vertrauen in die US-Währung aufrechterhalten werden kann. An dieser Front kämpft zur Zeit Trump, der nicht müde wird, der Öffentlichkeit zu erklären, wie stark die amerikanische Binnenwirtschaft sei.

Der Seuchenverlauf in den USA ist schwer einzuschätzen. Die veröffentlichten Fallzahlen der Infizierten und Toten sind nicht besonders beeindruckend. Die Todesfälle wurden vor allem im Bundesstaat Washington an der Westküste – nicht zu verwechseln mit der im Osten gelegenen gleichnamigen Bundeshauptstadt – gemeldet. In einigen Bundesstaaten wurde der Notstand ausgerufen. Die Krankenversicherer wurden von der Bundesregierung genötigt, einen Teil der Kosten für vorsorgliche Infizierungstests zu übernehmen. Ansonsten ist die Seuche im Zentrum der stets atemlosen US-Medienhype angekommen. Jedermann redet zum Thema (einschließlich des Autors dieser Zeilen). Nur weniges ist geeignet, für die Nachwelt aufgehoben zu werden. Erwähnt haben will ich wenigstens, dass es in den amerikanischen Untergrundmedien wie gewohnt rumort. Der Rumor zielt auf die Frage, wer wohl für den Ausbruch der Corona-Seuche die Verantwortung trage. Die üblichen Verdächtiger haben dazu die üblichen Verdächtigen auf dem Schirm. Dazu lohnt derzeit in Ermangelung von Fakten kein weiteres Wort.

Fast im Windschatten der vorgenannten Ereignisse findet die Endauswahl für die Nominierung eines Kandidaten der Demokratischen Partei für die Präsidentschaftswahlen im November statt. Durch einen Trick der demokratischen Parteiführung sind aus dem Bewerberfeld der Langzeitsozialist Bernie Sanders und der ehemalige Vize (unter Obama) Joe Biden übrig geblieben. Das sind zwei Männer, die beide älter sind, als der auch nicht gerade jünglingshafte Amtsinhaber und erneute Bewerber Trump. Eigentlich ist es egal, wer das Rennen bei den Demokraten macht, denn keinem von beiden werden reale Chancen im Endrennen eingeräumt. Ich tippe auf Biden. Da wird es in der heißen Phase des Wahlkampfes viel Delikates über Joe Bidens Eskapaden in der Ukraine und in China und die seines Sohnes, Hunter Biden, zu hören und zu sehen geben. Dafür wird die republikanische Mehrheit im Senat sorgen. Versprochen.

©Helmut Roewer, März 2020

 

Beitragsbild: Pence an die Front: Der US-Vizepräsident erklärt der Nation, was zur Seuche zu sagen ist, während der sichtlich gebräunte Amtsinhaber im Hintergrund bleibt (Foto: The White House).