Es wird vermutlich sehr gespart

Vor kurzem hatte ich ausgerechnet, daß die Deutschen in diesem Sommer eine zweistellige Milliardensumme nicht im Ausland verjubelt haben. Das konnte man auf den Flugfeldern, auf der Inntalautobahn, auf der Westautobahn und in ausländischen Gewimmelschwerpunkten so beobachten. Überall halbtoter Hosenanzug. Nun hätte man annehmen können, daß das dem heimischen Gastgewerbe zugute gekommen wäre. In den führertreuen Jubelmedien wurde dieser Eindruck tatsächlich erweckt. Es war aber nicht der Fall. Auch die Inlandsreisen und der Besuch von Wirtschaften schwächelten. Destatis hat die Augustzahlen veröffentlicht.

Gegenüber dem Vorjahresaugust brach der Beherbergungsbereich preisbereinigt um 22 % zusammen, die Gastronomie um 22,3 %. Dabei war die Angstmache der Medien im August hallewege gedämpft, wenn man mit dem derzeitig schrillen Panikorchester unter der Leitung von Markus Söder vergleicht. Trotzdem blieben im Sommer viele Leute daheim und lasen die Gartenlaube oder bastelten an ihr. Manche hatten ihren Urlaub auch schon im Frühjahr für den Hausunterricht des Nachwuchses geopfert.

Ich hatte Ende August einen Kontrollbesuch in Ahlbeck auf Usedom gemacht. Es gab dort kein Gedrängel. Wenn man mit Vorjahren vergleicht, war es überaus entspannt. In der Russenzeit dagegen wurden selbst die Hühnerhäuser noch vermietet und hinter jedem Wirtshausschemel stand schon der nächste Gast.

Manch ein ehemaliger Globalisierer, der früher auf fair gehandelten exotischen Tralala schwor, wirbt jetzt für regionale Produkte. Es ist ja nicht alles schlecht, was sich so ändert. Allerdings gibt es nicht nur Greenwashing, sondern auch Heimatfake. Ein Fischbrater auf Usedom warb mit der Zubereitung des eigenen Fangs. Am nächsten Tag habe ich ihn mit seinem Transporter neben einer Räucherei in Misdroy beim Einkauf gesehen. Er fängt geräucherte Fische.

Es wäre natürlich spannend zu beobachten, wie sich die Sparguthaben im August entwickelt haben, aber die Bundesbank Buba ist noch nicht so weit. Wenn ich nicht einen teuren Heizungsneubau bezahlt hätte, wäre ich dieses Jahr ein schlechter Konsument gewesen. Die meisten Leute haben nicht viel Lust zum Schoppen. Jetzt wird es draußen kalt und die Brillengläser beschlagen in der Kaufhalle wegen dem obligaten Lappen. Da kann ich auch im Nebel im Wald spazieren gehen, ohne daß ich an einer Kasse vorbei muß.

 

Grüße an den V-Schutz: „Sicher wird bald vonnöten die Gebührenerhebung bei Sparpaketen.“ (Erhard Bellermann)

 

Beitragsbild: Kein Gedrängel in Ahlbeck.