Die Freiburger Zeitung zum Ermächtigungsgesetz

Am 22. März 1933 trat der Reichstag zusammen, am 23. wurde das Ermächtigungsgesetz beschlossen. Die Freiburger Zeitung hat im Gegensatz zu anderen ein zugängliches Archiv. Deshalb habe ich mal nachgesehen, ob und wie berichtet wurde.

Die Tragweite des Gesetzes wurde von den Journallenden begriffen, es wurde ausführlich und auf der Titelseite berichtet. Im Gegensatz zur derzeitigen Lügenpresse wurden damals auch ein paar Worte über die Opposition verloren. Der frischgebackene Reichskanzler kam jedoch viel ausführlicher zu Wort.  Hitler trug im Gegensatz zu Dr. Merkel keinen Mao-Anzug, sondern SA-Uniform. Die Zeitung berichtete am 22.3. über die Eröffnungssitzung:

„Die Eröffnung des neuen Reichstags ist vom Reichstagspräsidenten Göring mit einer Straffheit durchgeführt worden, die alles umständliche Beiwerk beiseite schob, das sonst die ersten Sitzungen des Reichstags zur Qual werden ließ. Das Ereignis der Sitzung war die programmatische Rede des Reichstagspräsidenten mit der spontanen Huldigung, die die Mehrheit des Parlaments dem Reichskanzler Hitler darbrachte.“

Die Huldigung erfolgte damals nicht bei einer Sitzung mit Anne Will, sondern durch dreimaliges „Heil“-Rufen. Die Zeitung ging davon aus, daß die Sozialdemokraten den Weg für die Abstimmung des Ermächigungsgesetzes bereits am folgenden Tage frei machen würden und daß das katholische Zentrum die 15 an der Zweidrittelmehrheit fehlenden Stimmen liefern würde.

In der Morgenausgabe vom 23. 3.1933 wurde über das Treffen des Zentrums-Fraktionsführers Kaas mit Hitler berichtet, und daß die SPD keinen Einspruch gegen die Lesung des Gesetzes einlegen würde. Das Zentrum wolle die Regierungserklärung abwarten und dann entscheiden. Ansonsten lobte die Zeitung den würdigen Auftakt des Reichstags in epischer Breite. Hofberichterstattung wie man sie kennt.

In der ersten Abendausgabe wurde Hitlers Regierungserklärung abgedruckt, in der zweiten machte die Zeitungsredaktion den Kotau vor dem waltenden Zeitgeist:

„Die gegebene Brücke zur nationalen Front ist die Freiburger Zeitung. Denn sie verbindet mit jenen 48 % der Wähler, die zwar anders gestimmt haben, aber wie Dr. Goebbels sagt, für den Gedanken der nationalen Bewegung gewonnen werden sollen, da es darauf ankomme auch den Reserviertesten zu überzeugen…“

„Wir sind mehr“ und Haltungsjournalismus sind natürlich nichts Neues. Interessant ist, daß es die Nationale Front nicht erst in der DDR, sondern bereits im Dritten Reich gab.

Die Morgenausgabe des 24. 3.1933 berichtete über die Abstimmung. Die Erklärung der SPD wurde nicht im Wortlaut abgedruckt, sondern es wurde tendenziös nur auf den Teil hingewiesen, wo der Abgeordnete Wels dem frischgebackenen Reichskanzler beipflichtete. Die unamputierte Rede von Otto Wels war vor zehn Jahren noch im Internet verfügbar und begann nämlich so:

„Der außenpolitischen Forderung deutscher Gleichberechtigung, die der Herr Reichskanzler (gemeint ist A. Hitler) erhoben hat, stimmen wir Sozialdemokraten um so nachdrücklicher zu, als wir sie bereits von jeher grundsätzlich verfochten haben. Ich darf mir wohl in diesem Zusammenhang die persönliche Bemerkung gestatten, daß ich als erster Deutscher vor einem internationalen Forum, auf der Berner Konferenz vom 3. Februar des Jahres 1919, der Unwahrheit von der Schuld Deutschlands am Ausbruch des Weltkrieges entgegengetreten bin.“

Hitler nahm das zum Anlaß höhnisch zu antworten: „Spät kommt ihr, doch ihr kommt“.

Dieser anbiedernde Beginn der Wels-Rede wird heutzutage weggeschnippelt, da der derzeitigen SPD-Führung jegliche Übereinstimmung mit dem Führer peinlich ist. 1933 wurde dagegen das mutige Ende der Rede beschwiegen. Über das Verhalten des Zentrums berichtete die Freiburger Zeitung:

„Abg. Dr. Kaas (Z.) gab namens seiner Fraktion eine formulierte Erklärung ab, in der es u.a. heißt, die Deutsche Zentrumspartei, die dem großen Sammlungsgedanken schon seit langem diene, setze sich in dieser Stunde aus nationalem Verantwortungsbewußtsein über alle Bedenken hinweg. Angesichts der brennenden Not, in der gegenwärtig Volk und Staat stünden, reiche die Deutsche Zentrumspartei auch früheren Gegnern die Hände, um die Fortführung des nationalen Rettungswerks zu sichern.“

Das Zentrum stimmte nach dieser arschkriecherischen Einlassung dem Gesetz zu. Danach machten noch die Bayrische Volkspartei und die jugendbewegte Staatspartei den Bückling.

Damals war es die nationale Not, heute ist es die tödliche Gefahr von Kórona. Ohne Panik geht so eine diktatorische Gesetzgebung nicht durch. Die CDU ist dieselbe Umfallerpartei, wie 1933 das Zentrum. Die CSU tritt in die Fußtapfen der Bayrischen Volkspartei. Saskia und Norbert, aber auch Vizekanzler Scholz sind gegenüber dem großformatigen Otto Wels nicht einmal mehr lächerliche Karikaturen.

2021 wird die AfD die Rolle der SPD übernehmen und für die verfassungsmäßige Ordnung stimmen. Vielleicht auch die FDP oder auch nicht. Das wäre natürlich sehr mutig zusammen mit den Blauen den Knopf zu drücken.  Vielleicht werden auch einige Fraktionslose und ein paar Dissidenten aus der CDU von der Linie der Kanzlerin abweichen. Und die Linken? Mal sehen…

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“ (Otto Wels)