Der Machtwechsel in Peru und die deutsche Energiewende

Der mit dem Leuchtenden Pfad verbandelte Dorfschullehrer Pedro Castillo hat in Peru die Präsidentschaftswahl vermutlich gewonenen, wenn auch knapp. Sein Companero Guillermo Bermejo, hat aus dem Nähkästchen der Revolution geplaudert: „Wir sind Sozialisten und unser Weg zu einer neuen Verfassung ist ein erster Schritt. Und wenn wir die Macht übernehmen, dann werden wir sie nicht mehr abgeben. Bei allem Respekt vor Ihnen und Ihrem demokratischen Schwachsinn, wir bevorzugen es, einen revolutionären Prozess in Peru zu etablieren.“

Von der Einführung des traditionellen Indianismus in Peru – die dortige Ideologie als Marxismus zu bezeichnen ist Unsinn – sind viele international tätige Bergbauunternehmen wie Anglo American, Mitsubishi, Glencore, Southern Copper, Newmont Mining, Barrick Gold, BHP Billiton, Rio Tinto und FreeportMcMoran betroffen. Restriktionen für die Branche wurden seitens des Wahlsiegers bereits angekündigt. Bisher wurde das Eigentum der ausländischen Konzerne durch § 66 der peruanischen Verfassung geschützt. Nach Artikel 66, Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 73 der Verfassung sind alle Bodenschätze, erneuerbare wie nicht erneuerbare, unveräußerliches Nationalgut, hinsichtlich deren Verwendung der peruanische Staat absolut souverän ist. Nach Artikel 66, Absatz 2, Satz 1 ist mittels Verwaltungsgesetz die Kontrolle der Nutzung derBodenschätze zu gewährleisten. Mittels dieses Gesetzes sollen die Nutzungs- und Vergabebedingungen an private Unternehmen festgeschrieben werden. Artikel 66, Absatz 2, Satz 2 garantiert, daß die mittels des Verwaltungsgesetzes und dessen Regelungen unterworfene Konzession deren Inhaber ein reales Eigentumsrecht verleiht.

Aber Gesetze sind nicht mehr in Stein gemeißelt. Die neue Regierung will erst mal das Verfassungsgericht abschaffen und eine neue Verfassung in Kraft setzen. Damit dürften sich einige Explorationsvorhaben erst mal erledigt haben, und der laufende Betrieb gerät ins Stottern.

Die im peruanischen Bergbau aktiven chinesischen Betriebe Jinzhao Mining und Chinalco werden vermutlich eher Nutzen aus dem Machtwechsel ziehen, denn auch in Nachbarländern wie Bolivien und Ecuador haben die Chinesen von traditionell denkenden indianischen Steinzeitregimen profitiert. Es ist davon auszugehen, daß die peruanische Entwicklung nicht wie in Venezuela in den  Totalbankrott führen wird, sondern daß die Rohstoffe nur umverteilt werden, das heißt zunehmend in chinesische Häfen verschippert werden. Denn man muß es dem Chinesen lassen: Er hat im Untersched zum Deutschen ein zielführendes Organisationstalent.

Für die Rohstoffe Kupfer und Silber entstehen durch den hohen Anteil Perus an der Förderung weltweite Auswirkungen auf Angebot und Preis. Sicher nicht sofort, sondern im Laufe einiger Jahre. Bei Kupfer hat Peru einen Anteil an der Weltförderung von etwa 8 %, bei Zinn und Zink bei 10 %, bei Molybdän und Gold von ca. 6 % und bei Silber von 15 %. Bei den vermuteten Erzreserven beherbergt Peru 12 % der weltweiten Kupfer- und 26 % der Silbervorräte. Insbesondere Kupfer ist wegen der laufenden Elektrifizierung ein strategisches Metall.

Der Machtwechsel in Lima ist ein harter Schlag für die in einigen Ländern geplante Energiewende, soweit sie auf Elektroantriebe setzt. Insbesondere das deutsche Modell, das um Gottes Willen nichts mit Kernenergie und wenig mit Wasserstoff im Sinn hat, ist durch die jüngsten politischen Entwicklungen in Bolivien und Peru stark betroffen.  Aus Peru stammt immerhin rund ein Viertel des nach Deutschland importierten Kupfers. Es wird vermutet, daß die Aurubis AG den größten Teil davon verarbeitet. Was Silber betrifft, ist der Anteil des Imports aus Peru noch deutlich höher.

Die deutsche Administration ist wie schon vor dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg mit dem gedanklichen Ausgleich zwischen ihrem weltweiten Anspruch und der materiellen Realität überfordert. Die Versorgung mit strategischen Rohstoffen paßt mit dem hohen Sinnen idealistischer Politik wieder einmal nicht zusammen. Mit Peru ist ein Baustein von erheblicher Größe aus dem energetischen Phantasiegebäude von Dr. Merkel herausgebrochen.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Im Raume wie in den Schöpfungen des menschlichen Verstandes, fangen die Traumbilder da an, wo die zuverlässigen Kenntnisse aufhören.“ (Alexander von Humboldt)