Die SED hat bis zum get no auf der Klaviatur des „Volks“ gespielt
Das „Volk“ hat nicht nur eine ethnische, sondern auch eine soziale, und sogar eine propagandistische Dimension. Ich erinnere mich beispielsweise, daß das Bezirksorgan der SED „Das Volk“ hieß.
Schon die Verfassung von 1968 begann so: „Getragen von der Verantwortung, der ganzen deutschen Nation den Weg in eine Zukunft des Friedens und des Sozialismus zu weisen, in Ansehung der geschichtlichen Tatsache, daß der Imperialismus unter Führung der USA im Einvernehmen mit Kreisen des westdeutschen Monopolkapitals Deutschland gespalten hat, um Westdeutschland zu einer Basis des Imperialismus und des Kampfes gegen den Sozialismus aufzubauen, was den Lebensinteressen der Nation widerspricht, hat sich das Volk der Deutschen Demokratischen Republik, fest gegründet auf den Errungenschaften der antifaschistisch-demokratischen und der sozialistischen Umwälzung der gesellschaftlichen Ordnung, einig in seinen werktätigen Klassen und Schichten das Werk der Verfassung vom 7. Oktober 1949 in ihren Geiste weiterführend und von dem Willen erfüllt, den Weg des Friedens, der sozialen Gerechtigkeit, der Demokratie, des Sozialismus und der Völkerfreundschaft in freier Entscheidung unbeirrt weiterzugehen, diese sozialistische Verfassung gegeben. Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat deutscher Nation.“
Wer will, kann da natürlich was Völkisches rauslesen. Zum anderen kann man lernen, daß die Diktatoren schon immer von Demokratie rumgeschwafelt haben und schon immer amerikafeindlich waren.
Das „Volk“ hatte aber auch eine soziale Konnotation. Die Gegner des Volks waren der Monarch, der Adel, die kapitalistischen Fabrikbesitzer und die Großbauern. Ich erinnere mich, daß in der Schule und in den Märchenfilmen immer vom „einfachen Volk“ die Rede war, um den Gegensatz zu den feudalen und bürgerlichen Natschalniks klarzustellen. Hier zur Abschreckung ein Jungkapitalist auf Abwegen. Ich kann mich erinnern, den DEFA-Propagandafilm in Kunrau in einer Scheune mit meiner Vetter gesehen zu haben. Das muß etwa 1960 gewesen sein. Besonders ist mir in Erinnerung geblieben, wie der Kapitalist mit dem kalten Herz zum Schluß versteinert. Das war für mich Sechsjährigen maximal abschreckend.
Das Volk gab es natürlich auch in der nationalen Variante. Der Kapitän vom Tenkesberg siegte mit dem einfachen ungarischen Volk immer gegen die Lavanzen um Oberst Egbert, der ein österreichischer Tölpel war, und dem alles schief ging.
Wir sehen: Die Sozialisten nehmen das Volk wie sie es zur Propaganda grad brauchen können. Derweilen wird es benützt, um andere auszugrenzen.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Solch ein Gewimmel möcht‘ ich sehn, Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.“ (Geh. Rath v, Goethe)
Die o.a. Verfassung umging das Völkische knapp durch den Zusatz „deutscher Nation“, der offensichtlich dem Wortlaut im Sowjetpaß („Bürger der CCCP tuvanischer Nation“, wie zB Gen. Schoigu) nachempfunden war.
Die linke Renegatin Ulrike Guerot wies vor der BTW in einer dieser unsäglichen Talkshows darauf hin, daß man den Begriff „Volk“ erstmal definieren müsse.
Ich wies hier schon einmal darauf hin, daß analog der nicht dummen russischen Bezeichnungsweise Neger aus Deutsch Südwest zweifellos „Reichsbürger“ zB „namaischer Nation“ waren.
Hier um die Ecke in Ludwigshafen lebt der wirkliche König des Volkes der Ewe, Cephas Bansah, der vielleicht, um es einfach zu halten, Bundesbürger ghanaisch-ewischer Nation sein könnte.
Das rätselhafte „deutsche Blut“, das heimlich noch immer im Hintergrund auch der linkesten Linkshirne spukt (denn sie sehen sich als Herren Europas wenn nicht der Welt, ebenso hohlköpfig wie ihre braunen Ahnen), das sollte man wirklich ausmerzen, am besten durch Zerteilung des Landes.
Irgendwie habe ich den Eindruck, als hielten Sie ihre eigene Borniertheit für eine Tugend. Deutschland, in der Mitte Europas, war schon immer Durchgangslager und Mischvolk. Das einzige einigende Element war die Sprache. Klare Sprache und klares Denken bedingen sich gegenseitig. Die aktuellen Sprachpanschereien wie z.B. Bürger*innen (und außen) sind es, die unsere deutsche Identität zu Fall bringen.
Ich hatte lediglich Vorschläge unterbreitet wie man – wenn man als Pekinese die Weltherrschaft anstrebt, was nach den Äußerungen des Personals am Kabinettstisch und im Bundestag wohl unzweifelhaft ist – seine gedachten Eine-Welt-Bürger in klarer Weise und ohne Rekurs auf den Begriff „Volk“ benennen könnte.
Man tut das aber nicht, sondern nutzt allerlei Komposita wie Volksverhetzung, Volksabstimmung, Volkspark, Volkswagen, sogar „deutsches Volk“ (im GG).
NB: Ich liebe Deutschland wie Francois Mauriac so sehr, daß ich mir mehrere davon wünsche.
Der liebe Trotz Ski ist ein anglophiler/liberaler/westdeutscher Boomer, er hält seine Borniertheit und seine Ressentiment für originell und witzig. Da hat er recht.
Ich kann ihm auch sonst nur zustimmen – im Nordosten der BRD sollte Alt-Preußen wieder gegründet werden – im Südwesten dürfen die verschieden muslemischen, afrikanischen, reformierten, katholischen und lebensreformerischen Völkerschaften in ihren eigenen Sultanaten, Kalifaten, Duodezfürstentümern, Republiken, Demokratien, Bistümern, Marktflecken etc. vor sich hin Biedermeiern. Jeder Sektierer hat sein eigenes Land, Resteuropa ist vor den Deutschen sicher und ab da gibt’s getrennte Rechnungen. Das Krieg führen für die westliche Werte, Unseredemokratie und die Freiheit überlassen wir berufeneren Völkern wie den Britten, Franzosen und Polen.
Zustimmung, nur daß die Muselmanen im Nordwesten (jetzt NRW) zu liegen kommen.
„Der Kapitän vom Tenkesberg“ – daran erinnere ich mich.
Besonders an die blonde Schönheit Veronika mit dem geflochtenem Zopf.
> den DEFA-Propagandafilm
Habe den ewig nicht gesehen. Ist schon von 1950, gedreht von Paul Verhoeven. Nach meiner Erinnerung nah an der Vorlage. War Wilhelm Hauff SED-Kader?
Ja, Wilhelm Hauff war Antikapitalist. Er war stark der Zunftromantik anhängig, besonders in diesem Märchen. Bereits der Holzhandel über die Kreisgrenze war ihm verdächtig. Besonders schlimm haßte er die Holländer.
> Ja, Wilhelm Hauff war Antikapitalist.
Mmh, das Wort Kapitalismus erschien im Englischen konkreter knapp vor der Mitte des 19-ten Jahrhunderts, im Deutschen wohl aehnlich. Da war Hauff schon zwanzig Jahre tot.
In seiner Zeit war eine auf Kapital beruhende Gesellschaft nicht zwingend vorstellbar, schon gar nicht in der heutigen totalitaeren Auspraegung – ein mir persoenlich sympathischer offenerer Blickwinkel, den die heutige Weltbetrachtung speziell des Westens kaum noch erfassen kann. Hat uebrigens gar nichts mit Sympathien fuer Sozialisten etc. zu tun, einem aehnlich engen Konzept.
Es gab seit 1807 in Preußen nach der Niederlage gegen Frankreich Gewerbefreiheit, das war faktisch Kapitalismus light. Bis in den Schwarzwald hatte sich das nicht verbreitet, dort galt noch die Zunftverfassung. Das merkt man an Hauff und Saskia. Für Hauff war es schon Frevel, wenn Holländer ihre Pfeifen im Schwarzwad verkauften.
Im Handwerk war der Widerstand gegen die Gewerbefreiheit weit verbreitet, in der 1848er Revolution gab es ein roll back. Die Gewerbefreiheit wurde auf Druck von Handwerkerparlamenten entschärft. Erst 1867 setzte Bismarck im Norddeutschen Bund die Gewerbefreiheit wieder durch, 1871 im ganzen Reich.
Ich erinnere mich: Über die erwähnte (wohl von W.Ulbricht initiierte) Verfassung der DDR gab es 1968 eine geheime Volksabstimmung (Ergebnis irgendwas mit 80%?) – nebenbei: mit überraschend viel Werbung. Irgendwelche Vergleiche sind natürlich völlig unzulässig.
Fiel mir noch zum GG vs Verfassung der DDR auf: während die DDR klar ein „sozialistischer Staat deutscher Nation“ sein wollte, ist Art. 20 GG eine bloße Bla-Bla-Hülle:
„1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat“
Das kann alles mögliche sein. Vor allem dieses „sozial“, was ist das?