Die elitären Monopolmedien sind nicht zeitgemäß

Heute vor 26 Jahren fand am 18.03.1990 die erste demokratische Wahl im Osten Deutschlands statt. Es war gleichzeitig die letzte Volkskammerwahl. Vorher herrschte eine kommunistische Übergangsregierung unter Hans Modrow mit einer erdrückenden Mehrheit von SED-Kadern, die jeden Fortschritt unterdrückten. Bereits im November 1989 hatte ich beispielsweise beantragt, eine eigene Firma gründen zu dürfen. Aber nichts tat sich. Ich begann dann notgedrungen, wie viele meiner Nachbarn auch, die Woche über im Westen zu arbeiten und kam nur am Wochenende nach Hause.

Im Frühjahr 1990 war abzusehen, daß angesichts der allgemeinen Abwanderung in die alten Länder der DDR kein langes Leben mehr beschieden sein würde. Es war damals eigentlich egal, wer die Wahl gewinnt, nur die Partei des demokratischen Sozialismus als Lebensverlängerungspartei des bankrotten Systems durfte es nicht sein. Alle damaligen DDR-Parteien waren von der Staatssicherheit durchseucht und angeführt, die Christbolschewisten von Lothar de Maiziere, die SPD von Ibrahim Böhme, der Demokratische Aufbruch von Wolfgang Schnur, von der PDS schweigt des Sängers Höflichkeit, weil die immer gleich prozessiert, wenn jemand bahauptet, sie habe etwas mit der Staatssicherheit zu tun. Auch die Grüne Partei der DDR war unterwandert. Falk Zimmermann, der Parteisprecher Henry Schramm, und der Finanzgeschäftsführer Mario Hamel kamen aus dem Sicherheitsapparat.

Am Wahltag waren die Mitgliedschaften der Parteiführer in der roten Gestapo (mit Ausnahme von Wolfgang Schnur) noch nicht bekannt geworden. Meine Freunde, Bekannten und ich auch hatten noch die Hoffnung, daß ein demokratisches System schlagartig etwas verändern könnte. Entsprechend betrug die Wahlbeteiligung 1990 niemals wieder erreichte 93,4 %. Man hatte damals noch ein kindlich-naives, fast religiöses  Vertrauen in die Demokratie. Ab 18 Uhr würde es einen Schlag tun und alles würde anders sein.

Und dann war es soweit. Tatsächlich hatte die SED-PDS die Wahl deutlich verloren. Fast 84 % der Wähler hatten die übrigen Parteien gewählt. Ich hatte aus Neugier das Fernsehen angeschaltet, denn Internet gab es damals noch nicht. Nach fünf Minuten war mir klar, daß alles beim Alten bleibt, daß sich kaum etwas ändern würde. Es war wie eine kalte Dusche. Im Fernsehen gaben noch dieselben Ansager und Reporter den Ton an, wie am Abend zuvor. Und die taten so, als hätte Gysi die Wahl gewonnen. Wie die Ertrinkenden hingen die Medienonkels und -tanten an seinem eloquenten Mund, die Wahlgewinner wurden kaum beachtet.

Alles glich dem Wahlabend vor wenigen Tagen, als die zweistelligen Wahlgewinner Meuthen, Poggenburg und Junge in den Politikerrrunden ganz am Rand standen und mit der Befragung solange hingehalten wurden, bis alle Wahlverlierer sich teils mehrfach ausgekäst hatten. 2016 herrscht im Staatsfernsehen immer noch dasselbe System wie 1990.  Damals vor 26 Jahren war der Schock über das Verhalten der Moderatoren jedoch tiefsitzender, weil es noch keinen Gewöhnungseffekt gab.

Bis zur ersten Hochrechnung dachte ich, daß der Wähler gesprochen hat und daß sich dann alle danach richten.  Einige Minuten später wurde mir klar, daß der Wähler bestenfalls ignoriert wird.  In den nächsten Wochen zeichneten die Lügenmedien das Bild von den Ossis als unterbelichtete Affen, die um ihre Bananenrationen zu bekommen, CDU gewählt hätten. Statt Demokratie und das Akzeptieren der Wahlentscheidung gab es die übliche Wählerbeschimpfung.

Am Abend des 18. März 1990 setzte ich mich in den Trabant und fuhr wieder zur Arbeit nach dem Westen. Dort in Darmstadt fragte mich nach einigen Tagen mein Chef, ob der neue Regierungschef Lothar de Maiziere auch in der Stasi sei. Ich tippte instinktiv auf „ja“ und sollte Recht behalten.

1990 ist die Demokratisierung in die Hose gegangen. Mit der AfD gibt es jetzt den zweiten Versuch. Dieses Mal muß das Staatsfernsehen als erstes weg. Im Internetzeitalter ist eine die Wähler und den Verstand beleidigende elitäre Monopolstruktur sehr unzeitgemäß.