Auch die Türkei kann ihre Kräfte überdehnen

Die türkische Geschichte ist eine der territorialen Ausdehnung und Aggression. Zeitweise war die afrikanische Küste von Algier bis Ägypten unter türkischer Kontrolle. Auf der arabischen Halbinsel reichte der Einfluß über Kurdistan und das Zweistromland bis Kuweit sowie über den Libanon, Syrien und den Hedschas bis Jemen. Europa war bis zum Balaton türkische Kolonie und zweimal wurde Wien bedroht. Zwischen 1683 und 1918 ist das türkische Kolonialreich in endlosen Kriegen an Erschöpfung zusammengebrochen. Um nur einige wenige zu nennen: den großen Türkenkrieg 1683-1699, den achten russischen Türkenkrieg 1828-29, der zur Unabhängigkeit Griechenlands führte, den Krimkrieg 1853-1856, den russischen Türkenkrieg 1877-78, in dessen Folge Rumänien und Serbien unabhängig wurden, den türkisch-griechische Krieg 1897, die italienische Invasion Libyens 1911, den ersten Balkankrieg 1912 und den Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918, bei dem Arabien und der Libanon verloren wurden. Kaum ein friedliches Jahrzehnt, ständige Anspannung führten zu Erschöpfung und Rückkehr der Türken nach Anatolien. Einerseits ist eine Armee, die sich praktisch übt, immer besser, als eine, die nur mit dem Simulator kämpft, andererseits sind aber die wirtschaftlichen Ressourcen entscheidend, die dahinterstehen. Auf dem Balkan haben auch Serbien und Kroatien Armeen, die Krieg geführt haben, die russischen Streitkräfte machen Fingerübungen in Asien und Afrika.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden von der Türkei Lokalkriege weitergeführt. 1921 wurden die Griechen vertrieben, anschließend gab es drei größere Strafexpeditionen gegen die Kurden. Aus dem Zweiten Weltkrieg hielt sich die Türkei klugerweise heraus. Der Bürgerkrieg in Kurdistan ist derzeit nicht beendet. Nach einer Phase des Tauwetters am Anfang der Erdoganzeit wurden die Pressen der nationalen Unterdrückung und Versklavung wieder angezogen. Der Kurdenkrieg ist kräftezehrend, zumal er auch im Ausland geführt wird. Kürzlich kam es zu Kämpfen in Wien, 2018 wurde das von Kurden bewohnte Afrin in Syrien erobert, seit etwa 2015 ist die Türkei die Schutzmacht der moslemischen Kriegsverbrecher, die sich im syrischen Idlib eingenistet haben, um die Christen und Kurden aus der Stadt zu vertreiben.

An der griechisch-türkischen Grenze kam es jüngst zu Spannungen, über die ich berichtet hatte. Auch mit Zypern gibt es einen seit langem schwelenden Konflikt. 1974 wurde der Nordteil der Insel von der Türkei besetzt, der Abzug der Türken steht immer noch aus. Im Seegebiet des Mittelmeers entwickeln sich gefährliche Streitereien wegen vermuteten Gasvorkommen.

Die Türkei hat jüngst in den libyschen Bürgerkrieg eingegriffen und ist dort militärisch engagiert. Es könnte sich ein Konflikt mit Ägypten und weiteren arabischen Staaten entwickeln, die insbesondere die Verbandelung der Türkei mit den Moslembrüdern fürchten. An der Westküste Afrikas ist die Türkei militärisch und wirtschaftlich sehr aktiv, was in Europa nur Experten bekannt ist und von den staatlichen Lügenmedien vertuscht wird.

Weitere Ressourcen verbraucht die Türkei bei der Landnahme in Deutschland. Die finanziellen Aufwändungen für die Ditib sind erheblich. Auch die weltweite Bekämpfung der Kurden verschlingt Mittel und Personal. In der Schweiz beispielsweise, wo es mehr Kurden als Türken gibt, kommt es immer wieder zu Scharmützeln zwischen den kleinasiatischen Ethnien.

Das türkische BIP war 2019 auf 743 Mrd. USD gefallen, nachdem es 2013 950 Mrd. USD betragen hatte. So berichtet es statista, wobei mir der rechte Glaube fehlt, weil der schwankende Wechselkurs zum Dollar und der flatternde Kurs der Lira bei der Messung Störgrößen sind. Gerade für 2020 prognostiziert das deutsche Statistikportal einen Anstieg auf 814 Mrd. USD, was angesichts des weggebrochenen Tourismus schlicht geistloser Bullshit ist.

Zum Vergleich: für Griechenland werden 2018 als BIP 218 Mrd. USD angegeben, für Ägypten 251 Mrd., für Saudi-Arabien 787 Mrd., für die Vereinigten Arabischen Emirate 414 Mrd., für Israel 371 Mrd., für Rußland 1.658 Mrd., für den Iran 454 Mrd., für Bulgarien 65 Mrd. und für Zypern 25 Mrd. Zu Syrien und Libyen gibt es keine Angaben. Einige Nachbarn haben schon das Potential gegenzuhalten, insbesondere wenn sie sich mit dem Erbfeind Rußland verbünden.

Die Türkei ist schon eine starke Regionalmacht, sie ist aber dabei sich an zahlreichen Fronten zu verzetteln, wo der hohe Aufwand dem Nutzen nicht überall angemessen ist. Die nationale Unterdrückung von Arabern beispielsweise ist heute nicht mehr so einfach, wie im 17. Jahrhundert. Und mit der Umwidmung der Hagia Sophia zu einer Moschee hat man sich in Moskau, Belgrad, Athen, Sofia und Kiew keine Freunde gemacht. Der orthodoxe Kulturkreis rückt bei solchen Provokationen enger zusammen, NATO hin und her. Rußland hat viele Möglichkeiten die Türkei zur Räson zu bringen: Im Kaukasus, in Syrien, in Libyen, und im Schwarzen Meer. In Moskau war die Option Konstantinopel zu befreien nie ganz vom Tisch. Einige Stimmen zur Hagia Sophia:

„Die „Hagia Sophia“ in Istanbul besitzt einen einzigartigen Wert. Sie muss auch weiterhin die Vielfalt religiösen, kulturellen und historischen Erbes präsentieren. Wir werden alles tun, damit die christlichen Symbole dieses Tempels erhalten bleiben und bei der Umgestaltung in eine Moschee nicht vernichtet werden“, antwortete auf eine Abgeordnetenfrage im Parlament die bulgarische Außenministerin Ekaterina Sachariewa. Einwohner der bulgarischen Hauptstadt Sofia versammelten sich vor der Sophien-Kirche, Namensgeberin der Stadt, zu einer Protestaktion gegen die Durchführung eines moslemischen Gebets in der Hagia Sophia in Istanbul. „Wir akzeptieren nicht die Erklärung, dass es sich um eine innere Angelegenheit der Türkei handelt“, äußerten die Organisatoren des Protests, zitiert von der Nachrichtenagentur BGNES.

Die Umwandlung wurde sofort von der Regierung des hauptsächlich orthodoxen Griechenlands kritisiert. „Jede Infragestellung dieses Status ist nicht nur ein Schlag gegen die Gefühle der Christen, sondern auch ein Schlag gegen die internationale Gemeinschaft und das Völkerrecht“, sagte der griechische Außenminister George Katrougalos.

Russlands Präsident Wladimir Putin und Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis haben sich für eine Erhaltung der Hagia Sophia in Istanbul als „Errungenschaft der gesamten Menschheit“ ausgesprochen. Sie solle als „Symbol für Frieden und Verständigung“ dienen, teilte der Kreml am Mittwoch in Moskau mit. Die beiden Politiker betonten demnach bei einem Telefonat die „außerordentliche kulturelle, historische und geistliche Bedeutung dieses einzigartigen Objekts des Welterbes“. Nun, zu welchem Zweck man in Moskau von Frieden und „Völkerverständigung“ redet, das wissen wir im Osten aus Erfahrung.

Man sollte symbolische Akte der Aggression nicht unerschätzen. Sie können eher einen Krieg auslösen und die Stimmung der Völker aufziegeln als banale Öl- oder Gasinteressen.

 

Grüße an den V-Schutz. Es wird nicht lange dauern, dann heult ihr mit den Grauen Wölfen.