Gegen Böhmermann und den SPIEGEL sind die Chinesen noch höflich

Die WELT regte sich heute wegen einer chinesischen Karikatur zum G7-Gipfel auf, welche angeblich rassistisch sei. Der Vorwurf erscheint mir etwas weit hergeholt. Sicher handelt es sich nicht um ein diplomatisches Meisterstück. Die Darstellung gehört zu den mißbräuchlichen Verwendungen der Außenpolitik für innenpolitische Zwecke, die in Deutschland seit der Jahrtausendwende auch Konjunktur hat.

Wenn wir das mit dem Böhmermanngedicht über Präsident Erdogan vergleichen oder mit Darstellungen von Präsident Trump auf SPIEGEL-Titelseiten, so geht die chinesische Karikatur gerade noch mit einer drei minus durch.

Reichskanzler von Bismarck sagte am 6. Februar 1888 im Reichstag zu dieser Art von unverantwortlicher Rücksichtslosigkeit der Medien auf außenpolitische Befindlichkeiten:

„Jedes Land ist auf die Dauer doch für die Fenster, die seine Presse einschlägt, irgend einmal verantwortlich; die Rechnung wird an irgend einem Tage präsentiert in der Verstimmung des anderen Landes.“

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst:

Sage nie: Dann soll’s geschehen!
Öffne dir ein Hinterpförtchen
Durch „Vielleicht“, das nette Wörtchen,
Oder sag: Ich will mal sehen!

Denk an des Geschickes Walten.
Wie die Schiffer auf den Plänen
Ihrer Fahrten stets erwähnen:
Wind und Wetter vorbehalten!

(Wilhelm Busch)